Displayprobleme bei DVD 2000


Inhalt

1. Haftungsausschluß (Disclaimer)
2. Technische Vorbemerkungen (Netzteil/Display)
3. Was verursacht den Displayausfall ?
4. Abhilfe / Reparatur
5. Hinweise zum Schuß


1. Haftungsausschluß (Disclaimer)

Der folgende Text ist lediglich eine Beschreibung der Reparatur meines SEG DVD 2000 Players. Sie ist keinesfalls als Aufforderung oder Anleitung zu verstehen, eine identische oder ähnliche Reparatur an anderen Playern auszuführen.

Ich übernehme keinerlei Haftung für Schäden an Lebewesen oder Material, die durch Nutzung dieses Textes entstehen.

Weiterhin weise ich vorsorglich darauf hin, daß auf der Netzteilplatine des DVD 2000 Players lebensgefährliche Spannungen (über 300 Volt) vorkommen. Eine Berührung mit spannungsführenden Teilen (Bauteilen, Kühlkörpern, Lötbahnen, etc.) kann lebensgefährlich sein und ist unbedingt zu vermeiden. Selbst bei gezogenem Netzstecker können an Ladekondensatoren noch hohe Spannungen anliegen.

Ich weise ebenfalls darauf hin, daß durch das Öffnen eines Gerätes der Anspruch auf Gewährleistung (Garantie) erlischt.

Vor der Öffnung von elektrischen Geräten ist in jedem Fall vorher das Gerät vom Stromnetz zu trennen. NETZSTECKER ZIEHEN !!!


2. Technische Vorbemerkungen

Um den Displayfehler zu verstehen, ist es hilfreich die Funktionsweise von Vakuum Fluoreszenz Displays (VFD) zu kennen. Wer sich für die technischen Hintergründe nicht interessiert, kann dieses Abschnitt gerne überspringen.

Technisch gesehen handelt es sich bei VFDs um Vakuumröhren mit drei Elektroden (eine Triode). An der negativ geladenen Kathode werden Elektronen ausgesendet, die gesteuert durch ein Gitter schließlich die positive Anode erreichen. Die Anode ist mit speziellen Leuchtphosphoren beschichtet, die beim Auftreffen der Elektroden Licht aussenden. Wie bei jeder Vakuumröhre muß auch bei VFDs die Kathode beheizt werden.

Beim VFD besteht die Kathode aus einige dünnen Drähtchen, die quer über das Display gespannt sind (das sogenannte Filament). Um sie zu beheizen wird eine geringe Heizspannung von wenigen Volt an die beiden Enden angelegt. Damit sich diese Heizspannung (die zusätzlich zur negativen Kathodenspannung anliegt) nicht ungünstig auf die Helligkeit des Displays auswirkt, wird meist eine Wechselspannung als Heizspannung verwendet.

Bei gemultiplexten Displays (der DVD 2000 hat ein solches) darf auch die Scanfrequenz des Displays nicht nahe an der Frequenz der Heizspannung liegen, da es sonst zu unangenehmen Interferenzen (flackerndes Display) kommt. Beim DVD 2000 wird daher eine Wechselspannung von etwa 22 kHz als Heizspannung verwendet, die auf der Netzteilplatine erzeugt wird.

Wer mehr über die Wirkungsweise von VFDs sowie deren Filamentbeheizung wissen will, findet ein ausführliche Beschreibung unter http://www.noritake-elec.com/itron/appli/apn10011/apn102.htm.


3. Was verursacht den Displayausfall ?

Die Heizspannung für das Filament (etwa 3 Volt, 22 kKz) wird im Sekundärteil des Schaltnetzteils mit einem kleinen Oszillator erzeugt:


Abbildung 1: Oszillator zur Erzeugung der Heizspannung

Die verwendeten zwei Transistoren Q5 und Q6 tragen die Aufschrift C1213 A C. Es handelt sich dabei um die japanischen Typen 2SC1213A. Offenbar werden diese beiden Transistoren an ihrer Belastbarkeitsgrenze (Pcmax = 400 mW) betrieben, denn die Platine weist unter beiden Transistoren leicht bräunliche Verfärbungen auf. Hinzu kommt, daß das Netzteil permanent läuft - also auch dann, wenn der DVD Player ausgeschaltet ist.

Nach einiger Zeit gibt einer der beiden Transistoren aufgrund der andauernden thermischen Überbelastung seinen Geist auf und der Oszillator hört auf zu schwingen, wodurch die Heizspannung für das Display ausfällt. Die Folge: das Display bleibt plötzlich dunkel, obwohl alle anderen Funktionen des Players einwandfrei funktionieren.

Letztendlich ist es dabei unerheblich, welchen der beiden Transistoren es zuerst trifft. Sobald der Oszillator durch Ausfall eines Transistors aufhört zu schwingen, wird der andere Transistor durch den entstehenden höheren Kollektorstrom ebenfalls sehr schnell zerstört.
(Bei meinem Player waren beide Transistoren am Emitter hochohmig geworden).


Abbildung 2: Schaltnetzteil des DVD 2000


4. Abhilfe / Reparatur

Da der 2SC1213A in Europa schwer zu beschaffen ist, und ich auch vermeiden möchte, daß die beschriebene Überlastung erneut auftritt, habe ich nach geeigneten Kandidaten für den Ersatz der beiden Transistoren gesucht.

Meines Erachtens ist der BD135 geeignet, da er ähnliche Verstärkungseigenschaften bei deutlich höheren Grenzdaten hat. Er hat eine größere Gehäuseform (TO-126) als der Originaltyp (TO-92), wodurch die Verlustleistung besser an die umgebende Luft abgeführt wird. Er hat er die gleiche Anschlußbelegung und kann so ohne "verdrehte Beine" auf die Platine gelötet werden. (Eigentlich passt er sogar besser, da das Rastermaß der drei Anschlußbeine genau mit dem Abstand der drei Platinenlöcher übereinstimmt).

Der BD135 ist ein gängiger Typ, der in vielen Elektronikläden günstig und meist sofort erhältlich ist (etwa DM 0,40 bis 0,80).


Abbildung 3: Oszillator mit neuen Transistoren

Das Bild zeigt auch die Einbaurichtung der Transistoren. Die gelben Pfeile zeigen jeweils die Richtung an, in der die beschriftete Frontseite des Transistors zeigt.

Nach Wiedereinbau der Netzteilplatine habe ich zunächst alle Steckverbinder wieder angeschlossen mit Ausnahme des kleinen 4-poligen Steckers zum Display. Dort habe ich dann folgende Spannungen gemessen.

1. Der -27V Ausgang hat -27 Volt DC gegen Masse.
2. Die beiden 3,5V Ausgänge haben jeweils -12 Volt DC gegen Masse.
3. Die beiden 3,5V Ausgänge haben etwa 3 Volt AC (22kHz) gegeneinander (Heizspannung)

Diese Heizspannung fehlte, als das Display dunkel blieb.

Noch ein Hinweis zur Höhe der Heizspannung: Bei einem zweiten [fabrikneuen] Januar 2000 Player, dessen original Transistoren [noch] nicht ausgefallen waren, betrug die Spannung zwischen den 3,5V Ausgängen auch etwa 3 Volt AC (22kHz). Der Ersatz der 2SC1213A durch BD135 führt demzufolge zu keiner Verringerung der Heizspannung. Vielleicht wurde ja in der betroffenen Januar 2000 Serie ein unterschiedlicher Übertrager verwendet, der dann auch zur Überlastung der original Transistoren führt (Spekulation).


Abbildung 4: Das Display nach der Reparatur


5. Hinweise zum Schluß

Nach der Reparatur habe ich den Player etwa einen Tag lang offen betrieben, um die Temperatur der beiden Transistoren zu überprüfen. Kurz gesagt: sie bleiben kühl (etwa 25-30 Grad). Auch der Übertrager T2 zeigt nur eine geringe Erwärmung.

Letztendlich bin ich froh, daß ich den Player (HW 2.6G) mit Matsushita DVD Laufwerk behalten habe, anstatt ihn gegen einen Player einer anderen Herstellungsserie auszutauschen. Ich habe bis dato keine Ruckler in Filmen und auch keine Probleme bei MP3-Wiedergabe (selbst bei Multisession CD-Rs), wenn er dann auch etwas laut ist (weil 32-fach Laufwerk und SW 3E).

Datenblätter

Datenblätter zu den Transistoren können im Acrobat-Reader-Format (pdf) über folgende URLs downgeloaded werden:

2SC1213A von Hitachi: download hier.

BD135 von Philips Semiconductors: download hier.

BD135 von Fairchild Semiconductors: download hier.


URL: http://members.bellatlantic.net/~alexusa/DVD2000/index.html - Last update: May 2000
Copyright Text und Bilder © 2000 by Alexander - All rights reserved.